Fangen wir zuerst mit der Definition des Wortes Gelassenheit an. Es bedeutet, mal etwas „sein lassen“, es so hinnehmen wie es ist, Dinge „beruhen lassen“. Darunter verstehe ich, dass man nicht zu allem seinen Senf abgeben sollte, Dinge akzeptiert wie sie sind ohne sie ändern zu wollen und mal fünf gerade sein lässt. Dadurch muss man in dieser Situation weder etwas Tun noch etwas Sagen und ist – in Ruhe – bei sich.
Verdeutlichen wir den Begriff der Gelassenheit noch mal, indem wir uns das Gegenteil vorstellen: Unruhe, Aufgeregtheit, Nervosität, Stress. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ich unbedingt möchte, dass etwas bestimmtes, bis zu einer bestimmten Zeit, geschieht. Wenn ich hohe Erwartungen an andere habe oder möchte, dass sie Gewohnheiten ändern. Wenn Dinge exakt so laufen sollen, wie ich es mir vorstelle. Oder wenn ich meine Aufgaben perfekt erledigen möchte, damit die Außenwelt mich quasi als fehlerfrei wahrnimmt.
Doch keiner ist perfekt. Fehler kann keiner komplett vermeiden, auch wenn er sich noch so anstrengt. Und dass man andere Personen nicht einfach so ändern kann, weiß man in seinem tiefen Inneren eigentlich auch. Doch warum fallen wir immer wieder in die gleichen „Fallen“ hinein?
Ich weiß noch, wie die Therapeutin während meiner Tinnitus-Therapie sagte, dass es keine physischen Ursachen dafür gibt und ich einfach „gelassener“ sein soll. Doch mir war nicht klar, was das genau im Alltag bedeutet und vor allem nicht, wie ich es umsetzte. Jetzt weiß ich: Indem man seine Gewohnheiten, Stress- und Angstfaktoren unter die Lupe nimmt, macht man bereits einen großen Schritt in Richtung „mehr Gelassenheit“.
Anspannung versus Entspannung
Wenn man etwas unbedingt will beziehungsweise nicht will, denkt man so verkrampft und unerbittlich daran, dass es uns nicht loslässt und wir auch körperlich verkrampfen. Wenn man von einem Termin zum nächsten hetzt, wundert man sich Tage später über Rückenschmerzen. Beides ist auf die Spitze getrieben, aber soll verdeutlichen wie sehr Physisches mit Psychischem zusammenhängt.
Wenn wir es aber schaffen, uns eine entspannte Basis zu schaffen, fallen wir immer weniger in solch unentspannte Muster hinein. Dies bedeutet im Klartext: Nehmt euch Zeit für Pausen und Entspannungszeiten, vor allem dann, wenn eigentlich keine Zeit dafür ist. Aber auch zur Vorbeugung, um generell entspannter und gelassener zu werden. Übungen während eurer kleinen Auszeit können Progressive Muskelentspannung, Yoga, Autogenes Training, Meditation, bewusstes Atmen oder In-seinen-Körper-hineinfühlen sein.
Gelassenheit bei Kindern
Kinder sind außer Rand und Band, wenn wir eigentlich unsere Ruhe haben möchten. Wir hatten uns eigentlich etwas Schönes für uns alleine vorgenommen, aber es ist mit dem Kind etwas dazwischengekommen. Mit Kindern geht nicht immer alles nach Plan. Wenn etwas schief oder anders läuft, sollte man nicht jedes Mal verärgert sein, sondern über den Umstand „lachen“ und das Beste daraus machen. Um in der Familie gelassener zu werden, sind Routinen aber auch Flexibilität wichtig.
Kinder sind genauso Gewohnheitstiere wie wir Erwachsene. Indem sie sich an einen bestimmten Tagesablauf gewöhnen, gibt es an der ein oder anderen Stelle weniger Ärger. Anfangs ist zum Beispiel Zähneputzen noch ein Drama, doch nach einer Weile gehört es zur tagtäglichen Routine. Je mehr auch wir uns an diese Routinen und Regeln halten, desto einfacher kann man den Kindern eine Begründung liefern, warum sie dieses oder jenes nicht machen sollen.
Andererseits gehört aber auch Flexibilität im Familienleben dazu. Möchte das Kind absolut keinen Rosenkohl essen, finde ich es in Ordnung, wenn man ihm eine gesunde Alternative anbietet. Somit erspart man sich Ärger und erreicht dennoch sein „Ziel“. Das Kind ist satt und der Abend bleibt entspannt. Wenn sich euer Kind am großen Teil der Regeln und Routinen hält, ist es doch ok, wenn man mal eine Ausnahme macht. Haben wir früher immer zu 100 % alles gemacht, was unsere Eltern sagten? Oder in die Glaskugel gesehen: Wollen wir, dass unser Kind später immer alles und jedem gehorcht? Es muss sich ab und zu auch mal mit seiner Meinung durchsetzen dürfen.
Gelassenheit in der Beziehung
„Mein Partner wollte aufräumen, macht es aber nicht. Mein Partner denkt nur an die Arbeit, und ich bin zweite Wahl. Irgendwie reden wir aneinander vorbei.“ Innerhalb einer Beziehung kann es öfters mal zu Missverständnissen führen.
Ein Modell was hilft, um Missverständnis aufzuklären, ist das Vier-Seiten- oder Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun. Hierbei werden alle Aspekte beleuchtet, die in einem Gespräch zum Vorschein kommen können, oder auch im Hintergrund tief in einem schlummern. Wie früher bei der Textanalyse im Deutschunterricht geht es dabei darum, richtig „zwischen den Zeilen“ zu lesen, und nicht Vermutungen anzustellen.
(C) Wikipedia – die vier Ohren des Empfängers
Ein Beispiel für die vier Seiten einer Nachricht ist:
Frau (Sender): „Der Müll muss noch raus!“
Mann (Empfänger) hört die Nachricht…
auf Sachebene: „Der Müll sollte von jemandem nach draußen gebracht werden.“
als Appell: „Jetzt bring Du doch endlich den Müll raus!“
auf Beziehungsebene (Vorwurf): „Sie fühlt sich als Opfer, da sie fast immer den Müll entsorgt und ich sollte das gefälligst auch mal wieder machen. Sie ist der Meinung, dass wir uns den Haushalt teilen sollten, das ist Gleichberechtigung.“
als Selbstkundgabe (Gefühle): „Sie ist genervt, dass ich nicht selber auf die Idee kommen, den Müll rauszubringen, und dass sie mich immer wieder daran erinnern muss.“
Eine Frage wie „Schatz, könntest du bitte den Müll rausbringen?“ wäre hingegen eindeutiger und es gäbe weniger Möglichkeiten zur Interpretation. Durch dieses Modell betrachtet man die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln.
Darüber hinaus sollte man sich in einer Beziehung einen festen Wochentag vornehmen, an dem man sich Zeit für ein intensives Gespräch nimmt. Und auch das „Zuhören“ und „Ausreden lassen“ sind goldene Regeln der Kommunikation. Durch diese Gespräche kenne ich die Beweggründe, Gefühle und Gedanken meines Partners immer besser und entferne ein paar Stressfaktoren. Ergebnis: mehr Gelassenheit in der Beziehung.
Gelassenheit im Job
Auf der Arbeit kann vieles passieren, dass einen aus der Ruhe bringt. Hier ein paar Beispiele und mögliche Denkanstöße:
Angst vor Fehlern: „Mir passieren ähnliche Fehler immer wieder, vielleicht auch da ich unkonzentriert und nicht bei der Sache bin.“
–> Sehe deine Fehler nicht als total schlimm an, sondern als Lernerfahrung, die du so lange immer wieder machst, bis du die richtigen Schlüsse daraus gezogen oder Änderungen vorgenommen hast. Dies muss nicht direkt mit der Aufgabe, bei der der Fehler passiert ist, zusammenhängen, sondern kann auch von weiter weg kommen. Fehler können sogar darauf hinweisen, dass wir unseren Fokus auf etwas anderes richten sollen, oder dass der Weg, den wir gerade einschlagen, nicht der ganz richtige ist.
Langfristiger Stress: „Ich habe so viel zu tun, mein Aufgabenberg wird immer größer statt kleiner. Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.“
–> Alle Aufgaben aufschreiben und priorisieren, Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheiden. Sich fragen, ob eine Aufgabe wirklich gemacht werden muss, wenn sie schon seit 1-2 Monaten unerledigt auf der ToDo-Liste steht. Nicht alles selber machen müssen, sondern auch die Hilfe von anderen Arbeitskollegen in Anspruch nehmen. Wenn das noch nicht reicht, Problem im Team und/oder beim Chef ansprechen. Klappt auch nicht? Dann die Frage in Erwägung ziehen, ob ich meinen jetzigen Job so über alles liebe, dass ich ihn nicht durch einen anderen austauschen könnte. Allein dadurch, dass man es im Kopf durchspielt, geht es einem danach meist schon besser.
Zurückhaltung: „Ich merke, dass ich oft nicht selbstbewusst genug bin, Dinge ansprechen möchte, aber mich nicht traue meine Meinung kundzutun.“
–> Es ist eine schwierige Situation, wenn man hin- und hergerissen ist, eigentlich etwas ansprechen möchte, es sich dann aber doch nicht traut. Hier hilft der Austausch mit anderen, mit guten Freunden, aber vielleicht auch mal mit Personen, die einen nicht so gut kennen, um einen anderen Blickwinkel der Dinge zu bekommen. Eventuell auch mit einem Lebensberatungs-Coach. Was generell hilft, um zu schauen, wie andere berufliche Herausforderungen meistern: Bücher, Biografien und Blogs lesen.
Gelassenheit in stressigen Situationen
Es gibt noch viele weitere Situationen, in denen Stress schnell aufkommen kann. Diese beleuchte ich weiter in meinem nächsten Blogartikel.
Auch mit Affirmationen kann man zu einem gelasseneren Leben kommen, z.B. „Ich fühle mich ruhig und gelassen“. Oder indem man sich besser kennenlernt und seine Persönlichkeit weiterentwickelt. Bei der Persönlichkeitsentwicklung können diverse Rainbow Reiki Methoden unterstützen. Es geht dabei darum selber einzuschätzen, welche Wichtigkeit ein Zustand oder eine Situation gerade in meinem Leben einnimmt und wie schwer es mich belastet. Nach der Behandlung sieht man die Dinge dann meist als weniger schlimm an und geht etwas gelassener mit der Situation um. Mit kleinen Schritten wird man immer gelassener… und das ist schön so!